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Pressemitteilung: Neues Kapitel für die Allianz für Verletzliche Mission

Vorsitzender Marcus Grohmann: „Englisch behindert tiefe Einblicke in andere Kulturen“

Die Allianz für Verletzliche Mission (AVM – international bekannt als Alliance for Vulnerable Mission) schlägt ein neues Kapitel auf. Das vom Briten Jim Harries vor Jahren gegründete Netzwerk von Missionsreformern ist nun in Deutschland als Verein registriert, agiert aber weiter auch international. In diesem Zuge übernahm Marcus Grohmann von Harries die Leitung innerhalb eines dreiköpfigen Vorstandsteams.

Diese Veränderungen wurden in zwei virtuellen Veranstaltungen (in Englisch und Deutsch) mit Wegbegleitern, Interessierten und Multiplikatoren aus Missionsgesellschaften, Kirchen und Missionswissenschaft feierlich begangen. Der Gründer Dr. Jim Harries, seit 32 Jahren als Bibellehrer im ländlichen Kenia, zeichnete die Anfänge von „Verletzlicher Mission“ anhand seines Lebensweges nach. Frühe Erfahrungen als Landwirtschaftslehrer in Sambia ließen ihn erkennen, dass oft tragische Verstehenslücken bestehen zwischen Entwicklungshelfern und Missionaren einerseits und Einheimischen andererseits. Sowohl die Vernachlässigung lokaler Sprachen in der interkulturellen Verständigung als auch der leichtfertige Einsatz westlicher Finanzmittel im Kontext von Projekten und Beziehungen vor Ort, führten ihn zu einer radikalen Erkenntnis: „Wichtiger als das Lernen von landwirtschaftlichen Fähigkeiten sind für die Überwindung von Armut Veränderungen in der Theologie der Menschen. Dazu nachhaltig beizutragen erfordert jedoch, ausschließlich in ihren Muttersprachen mit ihnen zu arbeiten und auf die Verwendung von ‚überlegenen‘ materiellen Ressourcen von außen im Dienst zu verzichten.“

Der neue Vorsitzende Marcus Grohmann, Afrikawissenschaftler mit PhD in Versöhnungsforschung und Wurzeln in Sachsen und der Hochschul-SMD, ist Postdoc-Forscher am Beyers-Naudé-Zentrum für Öffentliche Theologie an der Universität Stellenbosch. Er erläutert auf Grundlage seiner Arbeiten in Südafrika: „Der Gebrauch ehemaliger Kolonialsprachen verdeckt Bedeutungen und Diskurse, die säkular geprägtes Englisch nicht wiedergeben kann. Somit bleiben Menschen aus dem ‚Westen‘ in vielen Beziehungen mit dem Globalen Süden tiefere Einblicke verwehrt. Diese jedoch sind für eine angemessene Kontextualisierung von Theologie wesentlich. Abhängigkeiten, Fehlanreise und unbeabsichtigte Folgen können auch durch sogenannte ganzheitliche Mission entstehen. Dies kann der Fall sein, wenn finanzielle Mittel aus dem Westen unbeabsichtigt Druck auf Menschen ausüben, einer bestimmten Agenda zu folgen, oder wenn unverstanden bleibt, dass in vielen, ganzheitlich denkenden Gesellschaften Glaube und materielle Versorgung schwerlich voneinander getrennt werden können.“

Die Arbeit der AVM ist in Deutschland u. a. bekannt geworden durch Ute und Frank Paul und ihr Buch „Begleiten statt erobern: Missionare als Gäste im nordargentinischen Chaco“. Die AVM sieht sich im überkonfessionellen Dienst von – insbesondere westlichen – Menschen und Organisationen, denen es ein Anliegen ist, Dominanz und ungesunde Abhängigkeiten in der interkulturellen Arbeit zu verringern. Dies geschieht durch Forschung und Publikationen sowie Vorträge und Seminare. Da die Arbeit international ausgerichtet ist, finden Veranstaltungen oft online statt (z. B. als kostenlose Webinare) und viele Ressourcen auf der Website www.verletzlichemission.org werden in mehreren Sprachen angeboten.

Die AVM ist Teil der Mission Commission der Weltweiten Evangelischen Allianz, der Missions- und Entwicklungs-Dachverbände Global Connections im Vereinigten Königreich und Missio Nexus in den USA sowie von Micah Global.